Der Tote im Maisfeld: Kriminalroman (German Edition) by Theodor J. Reisdorf
Autor:Theodor J. Reisdorf [Reisdorf, Theodor J.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch)
veröffentlicht: 2015-03-17T16:00:00+00:00
Der Stadtteil Harsweg liegt am Hinter Tief. Die Bundesstraße 210 teilt den Ort in zwei fast gleich große Teile. Der dörfliche Charakter und die Lage im landwirtschaftlichen Nutzland geben der Siedlung einen besonderen Reiz. Die Stadt liegt nahe, und die Verkehrsanbindung ist gelungen. Gute Fahrradwege, vor allem an die Küste, und die Orte in der Krummhörn zeichnen Harsweg aus.
Auf dem Margeritenweg, in der Nähe der Kirche, stehen die drei »Blocks«, in denen die Asylanten und Rücksiedler untergebracht sind. Die Wohnungen sind mit Zentralheizung sowie Bad mit Dusche ausgestattet und haben ein geräumiges Kinderzimmer und einen Vorratsraum.
»Bisher hat sich noch kein Mieter beschwert«, sagte Backer, als Rodenkamp den Wagen am Friedhof vorbei über die Dorfstraße lenkte.
»Wenn man bedenkt, wie groß die Armut bei ihnen zu Hause ist«, gab Drinkler zu bedenken.
»Heizung kennen die meisten gar nicht«, sagte Backer.
Rodenkamp fuhr an der Schule vorbei und hielt seitlich auf dem Parkstreifen. Vor der ersten Wohnung der Unterkunft stand ein VW älterer Bauart.
»In den unteren Wohnungen haben wir die jungen Männer untergebracht«, sagte Backer. »Bei dem Wetter sind sie drinnen. Bei gutem Wetter bevölkern sie die Bänke des Vorplatzes.«
Sie stiegen aus. Es regnete ununterbrochen. Sie hatten es nicht weit. Sie hasteten durch den aufgebristen Wind.
Die Haustür stand offen. Backer führte sie zur Wohnungstür.
Rodenkamp las die Namen der Bewohner.
»Junge Russlanddeutsche«, sagte Backer und drückte die Klingel.
Kurz danach öffnete ihnen ein schlanker, hagerer Mann die Tür. Er blickte überrascht auf die Besucher, dann wandte er sich an Menke Backer.
»Kommen unangemeldet mit Besuch«, sagte er ernst.
»Verzeihen Sie, Herr Scholkow«, sagte Backer. »Die Herren kommen von der Polizei. Sie haben ein paar Fragen.«
Karel Scholkow erschrak.
»Ja, was ist?«, fragte er.
»Sind Ihre Kollegen anwesend?«, fragte Drinkler freundlich.
»Ja, kommen in Wohnung«, sagte Scholkow und führte sie durch einen kurzen Korridor in ein Wohnzimmer. Es wirkte sauber und war aufgeräumt. Große, ungerahmte Fotos der Klitschko-Brüder und das Bild einer russischen »Eisprinzessin« schmückten die Wand. Das Zimmer enthielt eine einfache Ausstattung. Sie bestand aus einer langen Holzkommode, einem derben Wohnzimmerschrank, einer Sitzecke mit Rattanmöbeln, einem runden Tisch, einem Esstisch und vier Stühlen.
Durch das Fenster sah man auf das Nachbarhaus. Die Mitbewohner saßen am Tisch und hielten Spielkarten in der Hand. Sie blickten den Besuchern mit ernsten Gesichtern entgegen.
»Moin, wir fassen uns kurz. Mein Name ist Rodenkamp, mein Kollege Drinkler zeigt Ihnen Fotos von Kleidungsstücken und von einem Koffer. Unsere Frage: Haben Sie den Mann gesehen, dem diese Sachen gehörten, oder kennen Sie den Koffer?«
Drinkler holte die Fotos hervor und reichte die Bilder Karel Scholkow. Der warf einen angewiderten Blick darauf, ging zu seinen Kameraden und zeigte sie ihnen. Auch sie winkten ab.
»Nicht kennen Koffer und Inhalt«, sagte einer der beiden Deutschrussen und reichte Drinkler die Fotos zurück.
»Wenn Sie etwas erfahren, dann melden Sie uns das bitte. Der Tote ist vermutlich ein Landsmann von Ihnen«, sagte Rodenkamp.
»Wir hassen Brutalität! Suchen in Deutschland Frieden und Arbeit«, sagte Scholkow.
»Meine Herren, entschuldigen Sie die Störung«, sagte Backer.
Sie verließen die Wohnung und gingen zur nächsten Haustür. Hier wohnten vier Russlanddeutsche zusammen. Auch sie zeigten sich überrascht, versprachen die Ohren aufzuhalten und sich bei der Polizei zu melden, falls ihnen etwas zugetragen würde.
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